Warum du Texte immer im Aktiv schreiben solltest
Es ist zwar eine der Grundregeln guten Schreibens, trotzdem ignorieren sie Website-Beitreiber, Blogger, Texter, Pressereferenten und Journalisten mit beharrlicher Konstanz. Die Grundregel lautet: Nutze aktive Verben, vermeide Passiv-Konstruktionen. In meinen SEO-Coachings rede ich mir dazu regelmäßig den Mund fusselig.
Das mit dem Aktiv gilt übrigens für alle Texte: für Website-Artikel genauso wie für deine E-Mails, deinen Newsletter, Instagram-, Facebook- und LinkedIn-Posts. Sogar deine WhatsApps.
Also merke: Schreibe aktiv, nicht passiv. Punkt. Warum? Kommt jetzt.
Aktiv hilft deinem Google-Ranking
Wie bei jedem Handwerk gibt’s natürlich auch beim Schreiben für Websites einige klare Regeln. Die sind zwar kein Garant dafür, dass dein Artikel direkt bei Google auf Seite 1 schießt, aber sie helfen, einige Kardinalfehler zu vermeiden und Texte lesenswerter zu machen.
Dieses "lesenswert" erhöht nämlich die Chancen erheblich, dass deine User länger auf deiner Seite bleiben. Im SEO-Sprech steigt die Verweildauer. Die wiederum ist ein Signal für Google, dass dein Artikel irgendetwas richtig macht in den Augen deiner User. Und genau solche Texte empfiehlt Google seinen Nutzern gern weiter.
Zum Blogpost: Gute SEO-Texte schreiben: Worauf es wirklich ankommt
Beispiel: So formulierst du Passiv einfach in Aktiv um
Aktives Schreiben heißt – du ahnst es – Schreiben mit vielen aktiven Verben. Logisch. Passives Schreiben heißt dagegen – genau – schreiben mit vielen Hilfsverben und Passivkonstruktionen. Auch logisch.
Nehmen wir die fiktive Geschichte eines beliebigen Protagonisten wie wir sie täglich im Netz auf Newsseiten lesen können:
Beispiel (Passiv): Drama in Hintertupfing: Ein Passant ist bei einem Unfall lebensgefährlich verletzt worden. Er wollte gerade eine Straße überqueren, als er vom Fahrer eines Traktors übersehen wurde. Dabei wurde auch der Pudel des Passanten von dem Fahrzeug erfasst. Der 50-jährige Mann wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Pudel ist noch an der Unfallstelle gestorben.“
Du merkst: Es hakt sprachlich. Der Lesefluss stockt. Die Geschichte zieht sich in die Länge, liest sich holprig, gestelzt, bürokratisch, langweilig. Wer so schreibt, verliert schnell seine Leser.
Einfacher ginge es so:
Beispiel (umformuliert ins Aktiv): Drama in Hintertupfing: Der Fahrer eines Traktors hat beim Abbiegen einen Passanten übersehen. Der wollte gerade die Straße überqueren. Das Fahrzeug erfasste den 50-Jährigen und dessen Pudel. Das Tier starb. Einsatzkräfte brachten den lebensgefährlich verletzten Mann in ein Krankenhaus.
Merkst du den Unterschied? Aktive Verben triggern Emotionen, sie machen Texte leichter lesbar und auch noch kürzer. Also: Aktiv ist quasi die Win-Win-Win-Situation.
Tipp: Zum aktiven Schreiben gehören Protagonisten, Menschen, Handelnde. Du hast keinen Handelnden in deinem Artikel? Dann komm jetzt bloß nicht auf die Idee zum "Man" zu greifen. Finger weg, ok?! Stattdessen frage dich lieber, wo sich dein Handelnder versteckt haben könnte. "Der Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht." Das ist schnell geschrieben, klar. Aber irgendwer muss das ja gemacht haben. Aha, da hatten sie sich also versteckt: die Einsatzkräfte, die Sanitäter. Auf deiner Website hilft manchmal auch die direkte Ansprache deiner Zielgruppe, also das Du oder Sie.
Warum es so wichtig ist, aktiv zu formulieren
Wir Menschen sind sensible Wesen. Wir wollen Informationen oder Unterhaltung, am besten beides gleichzeitig.
1. So reagieren User auf aktive Texte
Aktive Verben sind ein Garant für diese Unterhaltung, am besten starke, aktive Verben. Was genau das bedeutet, erkläre ich dir gleich. Jetzt möchte ich erst einmal, dass du dir folgendes merkst:
- Bekommen User auf deiner Website weder Infos noch Unterhaltung, hören sie auf zu lesen.
- Bekommen User auf deiner Website nur Infos, aber keine Unterhaltung, lesen sie nur so lange wie nötig.
- Bekommen User auf deiner Website nur Unterhaltung, aber keine Infos, lesen sie nur so lange wie nötig.
- Bekommen User auf deiner Website sowohl Infos als auch Unterhaltung, steigen die Chancen, dass sie deinen Text bis zum Ende lesen.
Merke: Website-Texte müssen informieren und User zugleich binden, wenn du deinen Artikel ins Rennen um die ersten drei Google-Ergebnisse schicken willst. Damit steigerst du unter anderem die für Google wichtige Verweildauer. Aktiv formulierte Texte sind eine der Stellschrauben, um Menschen zu informieren und unterhalten.
2. Wie aktive Verben wirken (und was starke Verben sind)
Lies dir nochmal das Beispiel mit dem Traktor und dem Pudel durch:
"Drama in Hintertupfing: Der Fahrer eines Traktors hat beim Abbiegen einen Passanten übersehen, der gerade die Straße überqueren wollte. Das Fahrzeug erfasste den 50-Jährigen und dessen Pudel. Das Tier starb. Einsatzkräfte brachten den lebensgefährlich verletzten Mann in ein Krankenhaus.“
Wie die Verben im Aktiv-Beispiel wirken
Stark wirken darin die Verben übersehen, erfassen, sterben und bringen. Wir können mit diesen Verben eigene Erlebnisse assoziieren, Emotionen, seelische und physische Schmerzen. Setzen wir die Verben aber ins Passiv, verlieren sie an Stärke, weil sie eine Distanz vermitteln und ihre Bedeutung im schlimmsten Fall durch andere Satzteile zerteilt wird.
Was das Passiv-Beispiel verhindert
Nehmen wir mal den Pudel im Passiv-Beispiel. Acht Wörter lang müssen wir darauf warten, was dem Pudel konkret zugestoßen ist: „wurde auch der Pudel des Passanten von dem Fahrzeug erfasst.“ Als Leser haben wir keine Chance, unmittelbar Mitleid zu empfinden, weil wir zu lange – nämlich acht Wörter lang – darauf warten müssen, was denn nun mit dem Pudel passiert ist. Der Satz baut unwillkürlich Distanz auf.
Warum uns das Aktiv-Beispiel mehr berührt als das Passiv-Beispiel
Das gelingt uns dagegen im Aktiv-Beispiel unmittelbar, weil wir direkt wissen: „Oha, erfassen verheißt etwas Schlimmes.“ Wir warten angespannt darauf, wen oder was das Fahrzeug erfasst hat und erfahren das unmittelbar im Anschluss: „Sein Fahrzeug erfasste den 50-Jährigen und dessen Pudel.“
Merke: Starke Verben sind Verben, die Emotionen triggern. Emotionen sind wichtig, denn es sind Menschen, die deine Texte lesen. Google wertet die Reaktionen deiner User aus – die Reaktionen von Menschen.
3. Aktive Verben beeinflussen das Unterbewusstsein deiner User
Aktive Sprache ist also unmittelbar, passive Sprache dagegen distanziert. Wenn etwas mit einem Lebewesen gemacht wird, dann berührt uns das weniger, als wenn jemand etwas mit dem Lebewesen macht. Wenn der Passant und der Pudel also von einem Traktor (passiv) angefahren wurden, ist das ihr Schicksal, das keiner beeinflussen kann.
So pflanzt das Aktiv Bilder in unsere Köpfe
Wenn aber der Traktor den Passanten und den Pudel (aktiv) angefahren hat, dann hatte der Fahrer auch die Wahl, wie schnell er fährt und wohin, und der Passant und der Pudel hatten dann auch theoretisch eine Chance, sich zu retten. Der kleine, feine Unterschied ist also die aktive Handlung aller Beteiligten.
Dass der Fahrer unaufmerksam war und der Passant sich mit seinem Pudel zugleich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, birgt eine doppelte Tragik. Das packt uns emotional.
Nochmal, weil es so wichtig ist: Emotionen sind einer der wichtigsten Faktoren für lesenswerte Texte, weil sie unsere Empathie wecken. Will sagen: Solche Texte gehen ans Herz. Aktiv macht Texte emotionaler.
4. Aktives Formulieren verkürzt Texte
Im Aktiv geschriebene Texte sind kürzer und damit dichter, verständlicher und oft emotionaler. Das ist deshalb so wichtig, weil jeder Text, jeder Artikel und jede Geschichte uns nur dann berührt, wenn wir uns mit dem Inhalt identifizieren können. Dichte Texte rücken die entscheidenden emotionalen Aspekte näher zueinander und beantworten die sechs Ws schneller, also das Wer, Was, Wann, Wo, Wie, Warum.
Warum uns das Passiv verwirrt
Im Passiv-Beispiel springt der Text in sechs Sätzen zwischen Passant, Traktorfahrer und Pudel hin und her und verwirrt uns, weil die W-Informationen wild durcheinander folgen.
- Drama in Hintertupfing. → Wo
- Ein Passant ist bei einem Unfall lebensgefährlich verletzt worden. → erstes Wer (Passant) & erstes Was (Unfall Passant)
- Er wollte gerade eine Straße überqueren, als er vom Fahrer eines Traktors übersehen wurde. → Wie (Straße überqueren), Warum (übersehen) & zweites Wer (Traktorfahrer)
- Dabei wurde auch der Pudel des Passanten von dem Fahrzeug erfasst. → drittes Wer (Pudel) & zweites Was (Unfall Pudel)
- Der 50-jährige Mann wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. → Erneut erstes Wer (Passant/50-Jähriger) & drittes Was (Einlieferung ins Krankenhaus)
- Der Pudel ist noch an der Unfallstelle gestorben. → erneut drittes Wer (Pudel) & viertes Was (Pudel tot)
Das ist natürlich kein reines Passiv-Problem, sondern auch ein Text-Aufbau-Problem, aber das Passiv trägt zum Aufbau des Textes bei.
Warum aktive Verben Infos leichter verständlich machen
Anders als im Passiv-Beispiel oben sind es im Aktiv-Beispiel nur vier Sätze, weniger Sprünge, eine logischere Abfolge und dadurch klarere Infos.
- Drama in Hintertupfing. → Wo
- Der Fahrer eines Traktors hat beim Abbiegen einen Passanten übersehen, der gerade die Straße überqueren wollte. → erstes und zweites Wer (Traktorfahrer & Passant) & Warum (übersehen) & Wie (Straße überqueren)
- Das Fahrzeug erfasste den 50-Jährigen und dessen Pudel. → erstes Was (Unfall) & zweites und drittes Wer (Passant & Pudel)
- Das Tier starb, Einsatzkräfte brachten den lebensgefährlich verletzten Mann in ein Krankenhaus. → erneut zweites und drittes Wer (Passant & Pudel) & zweites und drittes Was (Pudel tot & Einlieferung Krankenhaus)
Merke: Aktive Verben machen Texte dichter, kürzer und helfen dir, den Artikel logisch aufzubauen.
Muss es immer Aktiv sein?
Ich weiß, das ist alles ziemlich theoretisch und natürlich könnte ich das Passiv-Beispiel auch irgendwie so hindrehen, dass es einen Tick weniger verwirrend ist.
Mir geht’s aber nicht darum, wie du passive Sprache möglichst geschickt verwenden kannst, sondern darum, verständlich zu machen, warum du sie am besten ganz vermeiden solltest.
Und ja, auch das ist klar: Manchmal machen nur Passiv-Konstruktionen wirklich Sinn. Ein Auto wird zum Beispiel gefahren und fährt nicht, auch wenn wir das umgangssprachlich so sagen. Falsch ist es dem Wortsinn nach trotzdem. Ein Auto rollt, das Fahren übernimmt immer noch der Fahrer (noch zumindest weitgehend und ja, natürlich mit Ausnahme selbstfahrender Autos).
Fazit: 9 Gründe für aktive Sprache
Zusammengefasst heißt das also: Im Aktiv geschriebene Texte liefern deinen Usern schlicht bessere Texte. Aktive Sprache ist besser, denn sie macht Sätze und Artikel für deine User und damit für Google
- stärker
- kürzer
- dichter
- unmittelbarer
- verständlicher
- flüssiger zu lesen
- empathischer
- emotionaler
- interessanter
So. Und jetzt schaust du bitte gleich mal auf deine Website und gehst deine wichtigsten Texte durch. Sind sie im Aktiv formuliert mit kurzen Sätzen?
Hat dir das weitergeholfen? Lass mir gern deinen Kommentar oder deine Frage dazu da!